Interview-mit-Henning-Trainer-4-Herren

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Zu deiner Person. Wer bist du und wie lange bist du schon im Verein?

Ich bin Henning Steinhaus, Trainer und im Verein seit 2011. Ich trainiere die 4. Herrenmannschaft.

Von welchem Verein bist du gekommen?

Ich war vorher beim NTSV – wohne auch in Niendorf und war knapp 12 Jahre dort Jugendtrainer. Mit manchen Dingen war ich jedoch nicht mehr zufrieden, auch mit der Philosophie. Die hatte ausschließlich den sportlichen Erfolg zum Ziel.

Also der absolute Leistungswille, auch im Jugendbereich?

Ja, das war damals dann im B-Jugendbereich, da ging es um den Regionalliga-Bereich und noch höher. Das haben Sie ja geschafft, Respekt dafür, muss man ganz klar sagen!

Da hätten meine Jungs aber keine Chance gehabt, das sind alles NTSV’er gewesen und mit dem Herzen dabei – das war jedoch nicht mein Weg. Eigentlich wollte ich dann das Trainieren hinwerfen, habe mich aber doch noch umgeschaut und Eintracht Lokstedt ohne B Jugend entdeckt.

Nach einem 2 stündigen treffen mit den Verantwortlichen wechselte ich direkt. Die Rückendeckung für mein Trainer-sein bekomme ich übrigens jeden Tag von meiner Frau Silke, wir sind seit 27 Jahren verheiratet und haben zwei wunderbare Kinder. Ohne diese Unterstützung wäre das alles nicht möglich. 

Henning Steinhaus – Trainer unserer 4. Herren

In Lokstedt hatten wir am Anfang nur 12-13 Jungs und haben direkt eine Mannschaft gemeldet – Bezirksliga mit Aufstieg, ohne zu wissen was dabei herauskommt. Einige Monate später hatten wir dann schon 25 Spieler und jede menge Spaß. Die Krönung war, dass wir in der Bezirksliga Meister geworden sind in der A-Jugend. Es waren tolle 3 Jahre. 

Danach übernahm ich meine jetzige Mannschaft in der Jugend mit Yvonne. Wir haben dann in der Kreisklasse angefangen sind wir in der Landesliga gelandet und haben uns in dem letzten Jahr als Vizemeister gut präsentieren können, worauf wir auch sehr stolz sind!

Neben der Leidenschaft im Jugendverein, gibt es eine Mannschaft die du auch im Profibereich verfolgst?

Ja, ich bin gebürtiger Bremer, mein Herz schlägt für Werder und die Entwicklungen im Verein habe ich schon im Auge. Wenn das Handy klingelt ist es meistens die Werder-App. Ansonsten liebe ich im Profibereich den englischen Fussball. 

Wer spielt da so den interessantesten Fussball in der Premiere League – deiner Meinung nach?

Liverpool. Ich bin absoluter Kloppo Fan! Von seiner Art und Weise her, wie er mit den Spielern umgeht und auch die Fussball die er spielen lässt.

Wie würdest du die Art von Fussball beschreiben?

Emotional, mit Leidenschaft, Wille und der Mentalität nie Aufzugeben, bis zum Ende daran zu glauben und dieses in der Mannschaft zu verwirklichen, ist das größte Ziel! 

Folgefrage zur Mentalität, wie siehst du die Gewichtung zwischen rein taktischer Schulung dem mentalen Einstellen einer Mannschaft.

Ich sag mal 80% ist Kopfsache, meiner Meinung nach. Wenn du mental frisch bist, kannst du in manchen Situationen noch den klaren Überblick behalten. Hast du nicht diese Psyche, machst du zwangsläufig auch vermeidbare Fehler und den Gegner unnötig stark. Taktisch gesehen – klar, Heutzutage spielen viele Trainer mit Ihren System hin und her.

Ich verkörpere zum Beispiel das 4-3-2-1 weil wir schnell über Außen spielen wollen, für mich gibt es keine Verteidiger sondern nur Stürmer, was sich vor allem an den Außenverteidigern widerspiegelt.  

Gibt im Training den Ton an

Zum Thema Stürmer, wie richtest du den Stürmer aus? Ist es eine hängende Spitze? Ein Zielspieler? Was für eine Funktion hat der Stürmer im Idealfall?

Zielspieler, er soll den Ball vernünftig kontrollieren, klatschen lassen und wieder in Position gehen. Natürlich vorne auch für Alarm sorgen und sich vom Gegenspieler lösen können.

Führung der Mitspieler spielt hier auch eine Rolle. Von der falschen 9 halte ich übrigens überhaupt nichts. Für mich ist ein Mittelstürmer ein Mittelstürmer und gehört Vorne rein.

Mit nur einer Spitze fehlt vorne die durchschlagskraft und man spielt sich hintenherum die Bälle tot. 

Und beim Torwart? Christian Titz sorge mit seiner Idee des sehr Aggressiv ausgelegten mitspielenden Torwarts für aufsehen, ist das ein moderner Spielstil der sich noch durchsetzen wird?

Sagen wir es so, es wäre gut wenn man einen Torwart hat, der Fussball spielen kann, zum Beispiel Manuel Neuer. Wenn man den Ball zurückspielt, kann der was damit anfangen. 

Spielt man ein pressing und steht hoch, muss der Torwart auch hoch stehen, ansonsten bilden sich lücken und bieten Fläche für einen Konter. Ich halte aber nichts davon, dass ein Torwart wie in Titz Model, so weit vorne steht. Für mich muss der Torwart an der 16 Linie stehen und für sich entscheiden können ob er raus geht oder im Kasten bleibt, wenn die gegnerische Mannschaft in Ballbesitz kommt.

Was würdest du sagen ist, neben dem Geld und der Spielstärke, der größte Unterschied zum Profifussball? 

Ganz klar das Tempo. 

Im Umschaltspiel? Oder Generell?

Ganz klar im Umschaltspiel, wenn ein kleines Kommando kommt und die ganze Mannschaft von hinten nach vorne mit einmal Druck ausübt. Auch die Schnelligkeit allgemein, wenig Kontakte und auch das Spiel ohne Ball in den Schnittstellen. Wo wir wieder bei Liverpool wären mit Manè, Salah und Firminio, weil sie gerade dieses Pressing anwenden und den Gegner zu Fehlern zwingen und der Gegner es schwer hat, wieder hier heraus zu kommen. 

Und was hältst du vom Thema VAR?

Ich habe schon vor Jahren gesagt das es unumgänglich ist. Der Sport ist inzwischen so schnell geworden, dass es nicht mehr mit dem bloßen Auge zu erkennen ist. 

Wie siehst du die aktuelle Ausführung?

Ausbaufähig, manche Entscheidungen kann man einfacher lösen.

Fussball soll Fussball bleiben, definitiv. Aber wenn man in den heutigen Geschwindigkeit als Assistent die Linie hat, hilft es schon enorm. Manchmal fragt man sich aber auch wo die Meldung aus Köln bleibt, hier erwarte ich auch mehr proaktives Verhalten. 

Wann ist für dich ein Training erfolgreich?

Wenn die Jungs das versuchen umzusetzen was ich vorgebe und der Spaß nicht verloren geht.

Sie sollen gezielt versuchen sich bei jedem Training zu verbessern, wenn einer schnell ist soll er schneller werden, ist er technisch gut kann er technisch noch besser werden. 

Ich bin am Ende froh wenn ich im Kreis mit den Jungs zusammen stehe, sie körperlich fertig aber glücklich sind. 

Gibt es neben dem Taktischen und Mentalen auch Dinge neben dem Sport, wo du dich als Trainer in der Verantwortung gegenüber den jungen Erwachsenen siehst?

Respekt und Fairplay ist das allerwichtigste!

Die Jungs wissen das und ich kann es nicht ab, wenn man sich gegenüber anderen nicht Verhält, wie es sich gehört. Ich erwarte von meinen Spielern sich nicht provozieren zu lassen und die Ruhe zu bewahren, egal wie hitzig es auf dem Spielfeld gerade zugeht. Man braucht nur jeden Tag den Fernseher anzuschalten um zu sehen das die Welt bereits negativ genug ist. 

Behält den taktischen Überblick

Was war denn der Ausschlaggebende Punkt die A Jugend weitgehend geschlossen in eine 4. Herrenmannschaft zu überführen?

Die Mannschaft hat sich auch früh zusammen gesetzt und mit mir entschieden das man zusammen bleibt. Wir haben 1-2 Spieler in die 1. Herren gegeben, hätten wir nun noch weitere Spieler in die 2. Herren gegeben, wären die übrigen wohl zu wenig für einen Spielbetrieb gewesen. Deshalb blieben wir zusammen und wir konnten innerhalb von Lokstedt mit ein bisschen Zulauf eine Spielbetriebs-fähige Mannschaft stellen. 

Siehst du das als Vorteil, dass die Mannschaft zusammengeblieben ist, im Gegensatz zu eurem jetzigen Wettbewerb?

Ja wir haben einen Vorteil. Die Jungs kennen sich und die Abläufe und wissen was sie voneinander haben, dementsprechend spielen sie auch. Die Grundordnung steht schon! Meistens, bis auf 1-2 neue Spieler, haben wir bisher immer in der kompletten A-Jugend gespielt.

Wie siehst du das mit der, im Gegensatz zum Jugendbereich, neuen Körperlichkeit?

Genau das ist der Punkt, da müssen wir cleverer werden in manchen Dingen. Die älteren Herrschaft habe Erfahrung und spielen es auch aus. Hier müssen wir Erfahrung sammeln. 

Gibt es einen Favoriten in der Liga?

Ich denke nur von Spiel zu Spiel! Ich will mich auch nicht auf einen Gegner einstellen, unser Prinzip ist immer schon gewesen das Spiel zu machen, der Gegner soll sich auf uns einstellen. 

Siehst du eine Gefahr in eurem guten Start in der Liga und im Pokal?

Nein. Ich ja dafür da, es einzuordnen und zu beurteilen was gut und was schlecht war. Woran noch gearbeitet werden muss. Die Jungs müssen bodenständig bleiben, was nützt ein guter Start wenn du Ende trotzdem nicht dort stehst, wo du stehen möchtest. 

Apropos “daran arbeiten”, woran wirst du in nächster Zeit mit deiner Mannschaft arbeiten? 

Ich denke wir müssen noch versuchen präsenter zu sein, eher am Ball zu sein, die antizipation zu verbessern und die Räume besser ausspielen zu können. Schnelleres umschalten, auch im Kopf. Es sind Kleinigkeiten die ein Spiel entscheiden, wir müssen cleverer werden und auch Ruhe in ein Spiel bringen. Wir möchten manchmal zu viel auf einmal, den Weg Schritt für Schritt gehen. 

Danke dir, lieber Henning für das Interview.